FAQ zur Bewerbung

Bildet die Schreinerei Hampel aus?

 

Eigentlich ja - noch. Wir haben bisher jedes Jahr mindestens eine/n, eher zwei Auszubildende im Tischlerhandwerk und eine/n zu "Kaufmann/frau für Büromanagement" (früher: Bürokaufmann/frau) eingestellt. Bisher 32 erfolgreiche Gesellenprüfungen!

Heute ist das anders - der Betrieb ist kleiner geworden, ich bin über 60 und überlege mir sehr gut, ob ich neuerdings eine weitere dreijährige Bindung eingehe. Aktuell, 2022, habe ich noch in jedem Lehrjahr einen Tischler-Azubi, aber keine Auszubildenden mehr im Büro - hier ist einfach nicht mehr so viel zu tun. Ob für 2023 noch einmal ein Ausbildungsplatz als Tischler/in angeboten wird weiß ich echt noch nicht, dann bin ich 63...

 

Welche Voraussetzungen müssen Bewerber erfüllen?

 

Die Anforderungen der Betriebe sind sehr unterschiedlich, deshalb hier nur meine persönlichen Anforderungen an Bewerber:
Kein besonderer Schulabschluss wird vorausgesetzt. Das heißt aber nicht, dass die Noten egal sind. Einem Abiturienten mit Vieren und Fünfen in Mathe und Physik helfen lauter Einsen in Religion, Kunst, Sport und Sprachen kein bisschen. Ein Hauptschulabschluss mit Durchschnitt drei kann für die Lehre ausreichend sein - wenn dem Bewerber klar ist, dass die Paukerei für die Schule in der Lehre weitergeht!

Konkret heißt das...


Für Tischler: Bewerber müssen außer lesen und schreiben (Ihr lacht? Ist nicht selbstverständlich!) gut kopfrechnen können. Der Dreisatz ist nicht das Ende der Fahnenstange. Räumliches Vorstellungsvermögen muss im Ansatz vorhanden sein, wird ohne Ende gebraucht und trainiert. Wer nicht im Team arbeiten kann, wird es in einer Werkstatt schwer haben. Wir stehen und gehen den ganzen Tag - wer Rückenpropbleme hat, braucht gar nicht erst anzufangen. Manchmal muss schweres Material bewegt werden, manchmal muss fest zugepackt werden. Für vieles gibt es zwar mittlerweile Arbeitserleichterungen, Rollwagen etc., aber trotzdem ist ein gewisses Mindestmaß an körperlicher Belastbarkeit vonnöten. Auf Montage und in der Werkstatt geht es oft laut und staubig zu, das darf die Handwerker nicht schrecken. Trotzdem wird andererseits auch von den Lehrlingen erwartet, dass sie der Kundschaft gegenüber manierliche Umgangsformen haben und auf Sauberkeit achten!
Selbst in einer so bodenständigen Werkstatt wie der unseren gehört EDV zum Alltag: Die Kreissäge wird von Lehrlingen und Gesellen mit touchscreen programmiert, Zeichnungen und Stücklisten werden fast nur noch am PC erstellt. Die muss jeder aufrufen und lesen können!

 

Ganz wichtig bei Tischlern: Auto-Führerschein wird zwingend vorausgesetzt! (Im Büro nicht unbedingt)

 

Für Bürokaufleute: Bewerber müssen hier erst recht mit Sprache, Text und Zahl umgehen können. Unser Büro ist die Kommunikationszentrale - das bedeutet vor allem telefonieren, aber auch per mail und Messenger-Diensten Kontakt zu unseren Kunden und Lieferanten halten. Intern müssen die Aufträge verwaltet, die Produktion gesteuert werden. Und das Werkzeug ist immer der PC. Damit werden Kontakte und Aufträge verwaltet. Also kurz gefasst: Fähigkeit zu Kommunikation und digitaler Organisation sind die Voraussetzungen. Papier ist nur noch ein Zwischenspeicher: Die Mitarbeiter erhalten ausgedruckte Anweisungen auf Klemmbrettern, ja, und manche Zulieferer schicken tatsächlich noch Rechnungen auf dem Papierweg - aber alles wird nach Verwendung digitalisiert, Aktenordner gibt es praktisch nicht mehr.


In beiden Berufen, Tischler und Bürokaufleute, gilt: Fachlich wird nichts vorausgesetzt - Lehrlinge kommen zum Lernen in den Betrieb, nicht zum Können. Allerdings wird prinzipielles Interesse an Technik und Handwerk schon erwartet. Wer aus einer romantischen Träumerei heraus Meister Eder toll findet, aber nicht weiß, wie ein Hammer anzufassen ist, sollte doch vielleicht nochmal seinen Berufswunsch Tischler überdenken. Und wer Vorbehalte gegen PC-Arbeit und Nutzung des Internets hat, kommt in einem heutigen Büro nicht weit.
 

Wann sollte ich mich bewerben?

 

Das Rennen um die Plätze, die für August eines jeden Jahres vergeben werden, beginnt manchmal schon im Herbst des Vorjahres. Aber kaum ein Meister legt sich schon so lange im Voraus fest. Viele entscheiden sich im Verlauf des Frühjahres, manche erst gegen Ende des Schuljahres. Da aber vor der Entscheidung mindestens ein Vorstellungsgespräch und zumeist auch ein kurzes Praktikum vereinbart wird, empfiehlt es sich, etwa sechs Monate vor Ausbildungsbeginn die Bewerbungen einzureichen. Wer erst zum Schuljahresende aufwacht, hat verschlafen.
In meinem Betrieb ist normalerweise die Zeit Oktober bis Dezember sinnvoll für eine Bewerbung. Um Ostern wählen wir dann meistens aus dem Kreis der Bewerber die geeigneten Kandidaten aus.

 

Wie sollte meine Bewerbung aussehen?

 

Da sich die Bewerber um eine Stelle im Handwerk und nicht um eine Akademikerstelle bei einem Weltkonzern bewerben, muss die Bewerbung keine perfekt gestylte Hochglanzbroschüre, womöglich vom Dienstleister, sein. Ein Mindestmaß an Form sollte aber schon eingehalten werden. Außer einem persönlichen Anschreiben mit Foto gehört ein Lebenslauf sowie die jüngsten Schulzeugnisse zwingend dazu. Ein mit der Händikamera abfotografiertes Schulzeugnis wird vielleicht für Deine Buddies bei Whatsapp reichen. Es reicht nicht, um als Bewerber ernst genommen zu werden.

Viel aufmerksamer als die Standard-Schulnoten wird aber jeder Meister die darüber hinaus gehenden Belege studieren wie etwa Praktikums-Zeugnisse oder Teilnahmebescheinigungen für Weiterbildungen, also alles "außer der Reihe".

 

Bei mir reicht es (und ist es sehr willkommen), Bewerbungen ausschließlich digital einzureichen, also in Form von pdf-Dateien. Aber viele andere möchten noch Papier sehen. Also am besten kurz formlos (Messenger, mail, Anruf) anfragen, was willkommen ist. Auch wenn Du selber eher digital unterwegs bist, bedenke: Wer will hier was von wem? Also Papier dem, der Papier wünscht, pdf den Digitalen. Dabei denkt aber bitte an das Dateivolumen: Mir stellen sich die Nackenhaare auf, wenn ich einen Lebenslauf als pdf bekomme, der 10 MB groß ist - nur weil das Passbild in Super-Hyper-Retina-Auflösung eingebunden werden musste... Limit sollte für das gesamte Bewerbungs-Bündel 5-7 MB sein, und das ist schon viel. Auch eventuelle Fotos von noch so heiß geliebten Möbelprojekten müssen nicht ultrahoch auflösend eingereicht werden.

 

Stichwort Foto: Bewerbungsfotos kommen immer mehr aus der Mode, nur noch etwa jeder zweiten Bewerbung liegt ein Foto bei. Das hat leider eine für die Bewerber unangenehme Folge: Nachdem wir uns fast ein ganzes Jahr lang in Vorstellungsgesprächen und Praktika die Bewerber für eine Ausbildungsstelle angeschaut haben, verblasst erfahrungsgemäß die Erinnerung an Leute, für die kein Foto vorliegt, wesentlich schneller als für "bebilderte" Bewerbungen. Sitzt das Team um Ostern zusammen und diskutiert, an wen die Lehrstelle gehen soll, dann steht da vielleicht als Praktikant des vergangenen Oktobers Bewerber X.Y. - "...wer war das noch gleich? 22 Jahre alt, aus Bonn - hmm, weißt Du noch, wer das war?" - Bilder helfen der Erinnerung erheblich auf die Sprünge! Und - nein, wir beurteilen Bewerber nicht nach Aussehen, oder was es da sonst für Befürchtungen gibt. 

 

 

Typische Fallen

 

Es muss ja nicht jeder die Fehler der Vorgänger wiederholen. Deshalb hier mal so ein paar typische Situationen, von denen man im Nachhinein sagt: Das hätt ich vorher wissen müssen!

Angenommen, es gäbe hier in Bonn einen Meister, nennen wir ihn "Meister Margarine", der sich durch die Regeln des Ausbildens sehr eingeengt fühlt. Meister Margarine will, dass seine Lehrlinge mehr Zeit im Betrieb verbringen. Er beschließt, zu Schuljahrsbeginn wieder eine Lehrstelle anzubieten, und sagt diese Stelle aus dem Kreis der Bewerber gleich dreien zu. Drei junge Leute beginnen nun Anfang August bei Meister Margarine die Ausbildung. Nach Ablauf der Probezeit kündigt Meister Margarine zweien von ihnen - er hat ja auch eigentlich nur eine Stelle zu vergeben. Rechtlich nicht anzufechten, Probezeit ist Probezeit. Dumm nur für die zwei, die gehen müssen, denn die finden nun nach Beginn des Lehrjahres so auf die Schnelle ziemlich sicher keine Ausbildungsstelle mehr.

Nun hat Meister Margarine einen Auszubildenden, er findet es aber nicht so doll, dass der ein oder zwei Tage pro Woche zur Schule soll, und von den mehrwöchigen Lehrgängen hält er auch nicht viel. Er will seinen Lehrling 5 Tage pro Woche für sich, schließlich zahlt er ja seine Ausbildungsvergütung (ja, das tut er!). So schließt er mit dem jungen Menschen einen Praktikantenvertrag für ein Jahr. Am Ende dieses ersten Jahres gibt er ihm dann einen regelrechten Ausbildungsvertrag und beantragt gleichzeitig die Verkürzung der Ausbildung auf zwei Jahre - wegen Vorwissens, angehäuft im 12monatigen Praktikum. Fein gemacht, ein Jahr volle Arbeitsleistung zum Lehrlohn bekommen, wie der Auszubildende die Theorie in der verkürzten Lehrzeit hinkriegt, ist seine Sache.

 

Oder die "Harthut Plan GmbH" - wer regelmäßig abends nicht heim will und samstags zusätzlich unbezahlt in den Betrieb einreiten möchte, um sauber zu machen, wird hier bestimmt viel Freude haben!

"Meister Margarine" und "Harthut Plan GmbH" sind real existierende Beispiele (mit... nur etwas anderem Namen) in Bonn und Umgebung. Zwei von Margarines Opfern habe ich später in meinen Betrieb übernommen, sie sind ihm davon gelaufen. Er und andere bewegen sich haarscharf an der Grenze des Legalen. Betriebsklima und Ausbildungsqualität sind entsprechend. Wie kann man sich vor einem solchen Reinfall schützen? Ohren offen halten: Von sich aus sagt selten jemand was, also fragen, Leute sprechen! Vor allem während eines Praktikums, aber auch sonst: Azubis aus diesen oder auch aus anderen Firmen befragen... die wissen, wo gerade die Brennpunkte sind!

 

Nach vielenvielen Fragen zu den Pseudonymen:

"Margarine" ist ein Ersatz für...

ein "harter Hut" ist ein...

"Plan" sagt heute keiner mehr, es muss denglisch ... heißen! 

 

Druckversion | Sitemap
© Stefan Hampel

Anrufen

E-Mail

Anfahrt