Vielleicht sind auf den vorherigen Seiten Begriffe aufgetaucht, die ich in meiner Betriebsblindheit verwende, die meinen Kunden aber nicht unbedingt geläufig sind. Daher hier ein kurzes "Wörterbuch des Schreinerlateins":
Dekor
Dreischichtplatte
Falz
Fase
Faserplatte
Feder
Flachpressplatte
Furnier
Furnierplatte
Leim
Leimholz
Leinöl
MDF
Multiplex
Naturfarben
Nut
Öle
Schellack
Schreiner
Spanplatte
Sperrholz
Stollen
teilmassiv
Tischler
Tischlerplatte
Vollholz(möbel)
Wachs
Wangen
Dekor
Mit Dekor wird üblicherweise eine Kunststoffschicht bezeichnet, mit der Span- oder Faserplatten beschichtet werden. "Buche Dekor" bezeichnet eine Nachbildung von Buche in Kunststoff - zu unterscheiden von "Buche Furnier", wo die Decklage immerhin noch aus echtem Holz besteht.
Dreischichtplatte
Aus drei übereinder geleimte Holztafeln hergestellte Platte. Der Clou: Die mittlere Schicht verläuft quer zu den beiden äußeren und hindert dadurch die Platte daran, zu arbeiten, sich zu werfen (siehe Bild unten, die untere Platte)
Falz
Als Falz wird eine Stufe in der Kante einer Platte bezeichnet - Zimmertüren beispielsweise sind meistens dreiseitig gefälzt. Beide Längskanten und die Oberkante haben eine Falz, entsprechend hat der Türrahmen, an dem das Türblatt hängt, ebenfalls Fälze (siehe im Bild links unten)
Fase
Eine Fase ist eine angeschrägte Kante (siehe im Bild links oben)
Faserplatten
Eine aus feinen Fasern gepreßte Platten, im Gegensatz zu der aus größeren Spänen gepressten Spanplatte. Wir unterscheiden Weichfaserplatten (Dämmplatten, Pinwände, im Bild oben), Hartfaserplatten (das sind z.B. die "Papprückwände" in einfachen Schränken, im Bild mittig) und mitteldichte Faserplatten (MDF, verdrängt zur Zeit die Spanplatte im Möbelbau, im Bild unten). Faserplatten haben mit Holz noch soviel zu tun wie Fichtennadelspray mit einem Wald.
Feder
Wird die Kante eines Brettes mit zwei Fälzen versehen (auf Ober- und Unterseite), so bleibt dazwischen eine Feder stehen - siehe Bild. Die könnte man in eine Nut schieben und so zwei Bretter zu einer größeren Fläche lösbar verbinden.
Flachpressplatte
Spanplatten, wie sie üblicherweise im Möbelbau verwendet werden, nennen die Tischler Flachpreßplatte. Die Späne, aus denen diese Platten zusammengeleimt werden, sind flach, also paralell zur Plattenfläche angeordnet (es gibt auch andere Plattensorten, beispielsweise als Tür-Rohlinge). Früher wurden zum Verleimen der Spanplatten Kunstharze eingesetzt, die Formaldehyd über lange Zeiträume abgaben. Heute werden andere Kunstharze eingesetzt, die zumindest kein Formaldehyd mehr abgeben - oder nicht mehr soviel.
Furnier
Holz, das sehr dünn geschnitten wurde (i.a. 0,5-1 mm, aber auch bis 5 mm) heißt Furnier. Furnierte Ware muß nicht gleichbedeutend mit minderwertiger Ware sein - das furnierte Möbel galt früher oft mehr als das Massivholzmöbel, denn es brauchte weit höheres Geschick, es herzustellen. Heute allerdings wird häufig mit billigem Furnier billige Plattenware kaschiert, was zu den entsprechenden sprichwörtlichen Qualitäten führt (Ich Krieg Einen Anfall).
Furnierplatte
Was üblicherweise Sperrholz genannt wird, bezeichnet der Schreiner als Furnierplatte: Eine Platte aus mehreren Lagen Furnier übereinander. Kennzeichen: Hohe Bruchfestigkeit im Verhältnis zur Dicke, leider auch durch die vielen Lagen übereinander hoher Leimanteil. Wasserfest verleimte Furnierplatten aus Buche oder Birke werden Multiplex genannt.
Leim
Leim in der Schreinerei ist oft der auch im Haushalt verwendete Weißleim, ein wassergelöster Dispersionsleim auf Basis von Polyvinylacetat. Er gilt als formaldehydfrei. Zur industriellen Herstellung von Platten werden allerdings meist andere Leime verwendet (z.B. Melaminharzleim). Der aus alter Zeit bekannte Haut- oder Knochenleim hat leider eine so schlechte Beständigkeit (vor allem gegen Wasser), daß selbst ein "Ökoschreiner" heutiger Zeit ihn nicht mehr verwenden kann.
Leimholz
Eine Holzplatte aus gewachsenem Holz kann nur bis zu einer gewissen Breite einfach "aus dem Stamm geschnitten" werden. Ab etwa 15-20 cm Breite leimen wir einzelne Holzstreifen nebeneinander, um dem Arbeiten des Holzes zu begegnen. Dann wird von Leimholz gesprochen - es ist immer noch Massivholz. Auf dem Bild ist die obere Platte eine Leimholzplatte, darunter eine Tischlerplatte, darunter eine Dreischichtplatte.
Leinöl
Aus Leinsaat gepresstes Öl, einerseits ein Lebensmittel, andererseits als trocknendes Öl ein seit Urzeiten bekannter selbsthärtendes Bindemittel. Es verharzt durch Aufnahme von Luftsauerstoff. Vermischt mit Kreide entsteht der früher viel verwendete Fensterkitt, vermischt mit Kork entsteht Linoleum, vermischt mit Farbstoffen entstehen Ölfarben. Mehr dazu
MDF
Mitteldichte Faserplatte (Bild), wird im Möbelbau immer häufiger anstelle der Spanplatte verwendet. Faserplatten sind auch in ihrem Innern so kompakt in ihrer Struktur, daß die Schnittkanten gleich lackiert werden können, ohne erst, wie bei der Spanplatte, einen Umleimer aufkleben zu müssen.
Multiplex
Furnierplatten, wasserfest verleimt, aus Birke oder Buche (unten im Bild). Durch die vielen dünnen Lagen, aus denen sie aufgebaut ist, ist die Multiplexplatte äußerst belastbar, aber auch sehr kunstharzhaltig. Mehr dazu...
Naturfarben
Im Gegensatz zu den chemischen Lacken und Farben werden Naturfarben nicht aus Erdöl oder -gas hergestellt, sondern aus nachwachsenden Rohstoffen. Das hat zum einen den Vorteil, daß keine Rohstoffe unwiderbringlich aufgebraucht werden, zum anderen sind die aus Naturstoffen gewonnenen Produkte noch so wenig verändert (raffiniert), daß sie von Bakterien und anderen Mikroorganismen später wieder leicht zersetzt werden können: Die Stoffe reichern sich nicht an. Die hauptsächlichen Rohstoffe sind trocknende Öle (Leinöl, Tungöl), Wachse (Bienenwachs, Carnaubawachs), Schellack und ätherische Öle. Mehr dazu
Nut
Eine Nut ist schlicht eine Rille (siehe Bild oben)
Öle
Wenn bei Naturfarben von Ölen die Rede ist, dann ist damit meistens Leinöl gemeint, das aus Leinsamen gepreßte Öl. Es hat die schöne Eigenschaft, bei Kontakt mit Luftsauerstoff zu verharzen - also nicht einfach zu trocknen, wie Salzwasser eintrocknen kann, sondern auszuhärten, wie Mörtel. Dieser Prozeß läuft im allgemeinen langsam ab, er wird durch entsprechende Vorbehandlung des Öls und/oder Zusatz von Trockenstoffen beschleunigt. Mehr dazu
Schellack
Die ostindische Lackschildlaus (die heißt wirklich so!) sondert, auf Baumzweigen sitzend, ein Sekret ab, das in Alkohol gelöst als Schellack in den Handel kommt. Mit Schellack können hochglänzende (aber auch matte) Oberflächen erstellt werden, die aber leider wenig wasserfest (und natürlich nicht alkoholfest) sind.
Schreiner
gleich Tischler. Beide Bezeichnungen gelten für denselben Ausbildungsberuf. Im Norden werden wir eher als Tischler, im Süden eher als Schreiner bezeichnet.
Spanplatte
Als Holzersatzstoff in der Nachkriegszeit auf den Markt gebracht, hat sich die Spanplatte (Flachpressplatte) im schnellen Möbelbau einen großen Marktanteil sichern können, aus dem sie erst jüngst durch die MDF-Platte verdrängt wird. Den vielen Vorteilen der Spanplatte (billig, niedriger Preis, kostet nicht viel, billig) stehen einige wenige Nachteile gegenüber: Hoher Kunstharzanteil mit den entsprechenden Ausdünstungen, mürbes Innenleben, entsprechende geringe Haltbarkeit der Verbindungsmittel, brüchig, Schnittkanten sind löchrig usw.
Sperrholz
Der Schreiner nennt jede Platte, die nicht mehr in der Breite arbeitet ("abgesperrt" ist), Sperrholz. Das kann eine Spanplatte sein, eine Faserplatte (MDF) oder eine Furnierplatte. Die Furnierplatte ist diejenige, die umgangssprachlich als Sperrholz bekannt ist.
Stollen
Lange Beine eines Kastenmöbels: Befinden sich die Beine eines Schrankes oder Regales nicht nur unter dem Gehäuse, sondern reichen sie an der Seite weiter empor bis zur Oberkante des Möbels, so sprechen wir von Stollen.
teilmassiv
...heißt dass Teile des Möbels massiv, also aus echtem Holz sind - andere Teile dagegen nicht. Teilmassiv klingt einfach besser, als zu sagen "größtenteils Spanplatte".
Tischlerei
Tischlerei ist gleich Schreinerei. Beide Bezeichnungen gelten für denselben Ausbildungsberuf. Im Norden werden wir eher als Tischler, im Süden eher als Schreiner bezeichnet. Hier in NRW, sozusagen im Übergangsgebiet, hat sich der Landesverband auf "Tischler" geeinigt.
Tischlerplatte
Eine Platte, die in ihrem Innern aus einfachem Holz, meist Nadelholz, besteht, außen mit einer Lage Edelholz furniert ist siehe Bild
oben. Die Tischlerplatte nimmt eine Mittelstellung zwischen Spanplatte und Massivholz ein: Obwohl sie schon die universellen Einsatzmöglichkeiten der Spanplatte bietet (und höhere Stabilität),
gilt sie wegen ihres niedrigen Leimanteiles noch als vertretbar im Sinne der Baubiologie. Als Massivholz oder Leimholz darf sie aber trotz ihres Kerns aus Massivholz nicht mehr bezeichnet
werden.
Vollholz, Vollholzmöbel
Ein Möbel, das gänzlich aus einer Sorte Holz besteht "wie gewachsen", nicht aus Sperrholz-, Faser-, Tischler- oder Spanplatten, ist ein Vollholzmöbel. Die einzelnen Bauteile dürfen aber aus mehreren Stücken gleicher Art, etwa in Streifen, zusammengeleimt sein. Dann wird auch von Leimholz gesprochen.
Wachs
In Naturfarben werden verschiedene Wachse verwendet, die den Überzug bilden. Bienenwachs ist bekannt, weitere sind Carnaubawachs oder Kopal.
Wangen
Seitenteile in Tafel- oder Plattenform: Bei einem Bett nennen wir die Seitenteile (längs zur Matratze) Wangen; manche Tische stehen nicht auf vier Beinen, sondern auf zwei hochkant gestellten Platten - die nennt der Schreiner Tischwangen; auch eine Bank kann Bankwangen haben. Bei einer Treppe können die Stufen seitlich in oder auf Wangen gesetzt sein.
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